Wenn ein Fellknäuel krank ist...



WICHTIG: Bei Erkrankungen der Tiere bitte SOFORT den Tierarzt aufsuchen!

Dieser Text soll der Information dienen, ist aber keine Behandlungsanleitung.
Ich habe lediglich die Ergebnisse von meinen Recherchen hier zusammengetragen.


Wie man u.a. an den Quellenangaben sehen kann, habe ich im Internet gesucht, die Meinungen und Erfahrungen von Tierhaltern, Züchtern, Tierärzten und Heilpraktikern, meine eigenen Erfahrungen sowie den Inhalt einiger Bücher zu einem (wie ich hoffe) einigermaßen verständlichen Text verarbeitet. Trotz sorgfältiger Nachforschungen kann ich jedoch keine Garantie auf Richtigkeit geben
.



Wenn eins der Fellknäuel mal krank ist, dann sollte man so schnell es geht einen Tierarzt aufsuchen. Bei einem Meerschwein kann es auf die Minute ankommen. Das größte Problem ist wohl, dass ein Meerie es sich nicht anmerken lässt, wenn es ihm nicht gut geht. Wenn man es sehen kann, ist es schon fast zu spät. Daher ist immer Eile geboten!





Medikamentengabe

Müssen Medikamente verabreicht werden, geht das am Besten mit einer Insulinspritze (natürlich ohne Kanüle, die man dem Meerschwein seitlich ins Mäulchen schiebt. Man muss das sehr langsam machen, weil sie sich sonst verschlucken können und das Medikament dann in die Lunge läuft, wo es zum Tode des Meeries führt. Am Allerbesten ist es, wenn das Meerschwein auf seinen Pfoten steht, aber leider sind manche sehr unwillig und lassen das Zeug einfach wieder rauslaufen. Ich habe es dann so gemacht, dass ich die Tiere umgedreht habe (darauf achten, dass der Kopf immer höher liegt, als der restliche Körper!).

So ist es am besten.
Mit erhöhtem Kopf in der Armbeuge geht im Notfall auch.



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Päppeln / Zwangsernährung

Wiegt ein Meerschweinchen nicht genug, frisst es zuwenig oder überhaupt nicht, muss zugefüttert bzw. zwangsernährt werden. Wie das geht wird im folgenden Film von Tavor Geithe sehr gut beschrieben:
Video Bild bitte rechtsklicken und "Ziel speichern unter" wählen (VIDEO / ca. 11,2 MB / avi)

Mehr zum Thema "Päppeln" findet man hier: KLICK




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"Krankenstation"

Ist es notwendig, das Tier zu separieren, dann sollte auch in der "Krankenstation" möglichst etwas zur Beschäftigung vorhanden sein, damit das Tier sich nicht langweilt. Dass Wasser und Heu ihren Platz dort haben versteht sich von selbst. Sauberkeit ist oberstes Gebot.

Soll das Tier wegen Ansteckungsgefahr oder zur Beobachtung von Kot- und Harnabsatz separiert werden, kann man natürlich die herkömmliche Streu benutzen. Nach einer OP (besonders wenn sich die Wunde in Bodennähe befindet) ist es besser, wenn man das Tier die ersten 3 Tage auf Tüchern hält. Wir benutzen alte Bettlaken und Handtücher. Wenn so etwas nicht vorhanden ist, einfach mal im Verwandten- und Bekanntenkreis fragen. Es gibt immer jemanden, der etwas herumliegen hat.
Ist die Wunde trocken, kann man ab dem 3. Tag auch normale Einstreu benutzen, über die man dann ein dünneres Laken packt. So kann der Urin noch besser durchsickern und wird von der Streu aufgesaugt, während das Laken schnell wieder trocknet.

Die Nahrung, die das kranke Tier bekommt, ist dann natürlich von der jeweiligen Erkrankung abhängig. Wasser und Heu sollten aber auf jeden Fall immer vorhanden sein. Wichtig ist, dass die Nahrung für das Tier ohne Schmerzen erreichbar ist.




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Schwellung

Wie schnell eine Schwellung größer werden kann, konnte man bei Leo sehen. Er hatte beim letzten Check noch nichts. Zwei Tage später sah ich ihm zu, als er in die Hängematte gesprungen ist und war der Meinung, dass "das Fell oder sonstwas" in seiner Bauchgegend komisch aussieht. Man sieht ja auch nicht viel, so schnell, wie die Meeries sich bewegen. Also habe ich ihn herausgenommen und fast einen Infarkt bekommen. Innerhalb von noch nicht einmal 2 Tagen war diese Beule gewachsen:


Zum Glück konnte ich meinen Tierarzt erreichen - trotz Abendstunde und Wochenende. Wir haben uns dann in seiner Praxis getroffen und da schlecht zu sagen war, ob das nun ein Abszess ist oder (Vermutung vom TA) eine Blasengeschichte, sollte Leo bis zum nächsten Tag von den anderen separiert werden, um Kot- und Harnabsatz zu kontrollieren. Nach wie vor konnte man ihm nicht anmerken, dass er überhaupt Probleme oder Schmerzen hat - auch nicht bei der Untersuchung!

Nächster Tag: die Schwellung war noch größer geworden.
von vorne
von der Seite

Da Leo genug gepieselt hatte, war nun die Frage, ob es nicht doch ein Abszess ist. Daher wurde er am nächsten Tag dann operiert.

Wer mag kann die ganze Geschichte HIER nachlesen. Dort steht Leo's Krankengeschichte mit Bildern und Videos. Er hatte übrigens keinen Abszess sondern eine Verdrehung der Blase.

Ebenso schnell wachsen aber auch Abszesse, während Atherome meist einige Zeit brauchen, um eine gewissen Größe zu erreichen. Lipome müssen weniger häufig operiert werden. Alleine schon aus diesem Grund ist es wichtig, frühzeitig zum Tierarzt zu gehen, damit abgeklärt werden kann, welchen Grund die Schwellung (Umfangsvermehrung/Tumor) hat.



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Blutabnahme

Manchmal wird für eine Diagnosestellung Blut gebraucht. Ein erfahrener Tierarzt kann auch bei einem Meerschweinchen recht einfach Blut abnehmen.
Dafür wird ein Vorderbeinchen gestaut und eine passende Nadel gewählt. Meist reichen schon wenige Tropfen aus. Danach wird - wie beim Menschen - ein Tupfer auf die Stelle gedrückt. Es blutet meist nur sehr kurze Zeit nach.




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Operation

Wie man sein Tier auf die Operation vorbereiten kann und Infos zu den verschiedenen Narkosearten kann man hier unter NARKOSE nachlesen.

Wenn man sein Tier beim Tierarzt abgeholt hat, ist es zwar schon wach und mümmelt etwas Heu, aber es ist meist noch sehr benommen.
Meine Tiere lasse ich dann noch einige Zeit in der Transportbox. Dort ist es angenehm dämmerig, sie haben etwas Halt durch die "Wände" und der Weg zu Heu und Wasser ist nicht so weit.


Hier sind wir nach Leo's einstündiger OP gerade vom TA gekommen. Er ist noch sehr benommen. Er hatte, bevor wir gegangen sind, vom TA noch eine Schmerzspritze bekommen. Dennoch wirkt es zwischendurch immer wieder so, als hätte er Schmerzen. Es ist zu vermuten, dass es einfach eine Nervensache ist, wenn er so zuckt, denn das Schmerzmittel musste noch wirken, also konnte es das nicht sein.
VIDEO
Größe: ca. 4,9 MB

Wenn ein Meerschwein nach der OP kein Heu fressen mag, kann man es mit einer Scheibe Salatgurke versuchen. Sie enthält zudem auch viel Wasser, was gut ist, wenn die Krümel nicht so richtig trinken nach der OP. Von allen anderen Gemüsesorten würde ich erstmal absehen. Das kann schnell zu Durchfall führen.

Es ist sehr wichtig, dass die Tiere nach der OP viel trinken, weil mit der Flüssigkeit auch Reste der Narkosemedikamente ausgeschwemmt werden. Zudem benötigen die Meeris Flüssigkeit, um nicht auszutrocknen.

Wenn ein Tier nicht an die Wasserflaschen/den Wassernapf geht, kann man ihnen mit einer Insulinspritze (ohne Nadel!) auch etwas Flüssigkeit ins Mäulchen spritzen. Meist wird das ganz gut weggeschlabbert. Bei uns hat die Mischung Fencheltee mit Wasser und viel Traubenzucker meist sehr schnell dazu geführt, dass die Tiere wieder selber gefressen und getrunken haben. Traubenzucker ist als Appetitanreger meist unschlagbar.

Nach großen OP's kann es auch mal länger dauern, bis ein Tier wieder richtig fit ist. Wichtig ist - wie bei jedem Lebewesen - dass sie genug Schmerzmittel bekommen, aber nicht zuviel, damit sie noch fressen/trinken, was wegen des Stopfmagens sehr wichtig ist. Die ersten drei Tage gibt es bei mir grundsätzlich auch Sab Simplex, damit sie keine Blähungen/Aufgasungen bekommen.


Bei Leo hat es übrigens nach der großen OP 10 Stunden gedauert, bis er soweit fit war. Auf dem Video ist gut zu erkennen, dass er noch immer ziemlich benommen ist (auch vom Schmerzmittel).

VIDEO
Größe: ca. 364 KB



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Krankentage...

Wenn das Tier soweit fit ist, dass es sich mehr bewegt und frisst, kann es in den Käfig gesetzt werden. Vermutlich wird es viel schlafen. Ich habe es so gehalten, dass ich das ruhigste Tier zum Frischoperierten gesetzt habe. Dann fühlt sich das Tier auch nicht so alleine. Dabei habe ich beobachten können, dass das operierte Tier recht schnell wieder aktiv wird, wenn es einen Partner bei sich hat. Natürlich schläft es trotzdem sehr viel mehr, als sonst, aber es frisst auch recht bald wieder normal.

Gizmo ist eine ganz hervorragende und fürsorgliche "Krankenschwester". Er hat in diesen Zeiten wieder sehr lange mit seinem Bruder gekuschelt.

Wichtig ist natürlich Sauberkeit. Es ist notwendig, die Tücher im Käfig mehrmals täglich zu wechseln. Besser ist es natürlich, das zu machen, wenn das Tier nicht gerade schläft. Ich habe zusätzlich noch einmal am Tag alles aus dem Käfig genommen (das Tier solange in die Transportbox setzen) und den Käfigboden mit Bactazol desinfiziert/ausgewischt. Das ist allerdings nur bei großen OPs notwendig, damit Eiterbakterien keine Chance haben. Tiere knabbern sich manchmal die Fäden auf und wenn die Wunde dann teilweise offen ist, ist es umso wichtiger, dass alles sehr sauber ist.
Bei einer Kastration oder sonstigen kleineren OP ist das absolut nicht nötig und eher eine Belastung für das Tier. Da muss man auf Sauberkeit achten, aber es muss nicht steril sein.

Kranke Tiere brauchen (besonders nach einer Operation) Wärme. Hier haben sich Kuschelsäcke bewährt. Darin können sie ihren Narkoserausch ausschlafen und man kann das Tier auch sehr gut aus dem Krankenabteil heben, ohne an die Wunde zu kommen.


Sobald das Tier fit genug für "Besuch" ist, sollte man stundenweise seine Kameraden zu ihm setzen. Ich habe das zur Fütterungszeit gemacht (nichts fördert den Appetit so gut wie Futterneid). So konnten sie gemeinsam fressen und sich sehen und riechen. Das ist besonders bei der Böckchenhaltung notwendig. Die Tiere dürfen den Geruch des separierten Tieres nicht "vergessen", da es ansonsten Probleme bei der Rückkehr ins Gehege gibt.

Merkt man, dass das kranke Tier überfordert ist, muss man die 'Besuchszeiten' erstmal verkürzen. Aber generell gilt immer: je eher sie wieder als Gruppe/Paar zusammen sind, umso besser.

Ist die Wunde soweit verheilt, dass keine Fremdkörper (Streu, Heu) mehr eindringen können und der Tierarzt hat sein OK gegeben, dann kann das Tier wieder zu den anderen gesetzt werden. Je früher, desto besser für das Tier und die ganze Gruppe.




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Wundheilung

Die Dauer der Wundheilung ist immer unterschiedlich.
Da Meerschweinchen einen schnellen Stoffwechsel haben, dauert es im Normalfall nicht allzu lange, bis sich kleinere Wunden geschlossen haben. Auch genähte Wunden verheilen oftmals sehr schnell. Bei größeren Wunden kann es zwischendurch sehr unappetitlich aussehen.
Wer mehr über Wunden und deren Heilung sehen/lesen möchte, kann das hier: KLICK



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Fieber?

Ein Meerschwein hat eine Körpertemperatur, die unter normalen und stressfreien Umständen 37,4 - 39,5°C beträgt.
Die Herzfrequenz beträgt 230 - 380 Schläge/min.

Bei Abweichungen bitte unbedingt den Tierarzt benachrichtigen.




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Antibiotikum

Bekommt ein Meerschweinchen ein Antibiotikum, sollte auf Frischfutter weitgehend verzichtet werden, da es davon sehr leicht Blähungen bekommen kann.

Karotten und Fenchel können in kleinen Mengen gegeben werden. Es empfiehlt sich in manchen Fällen, den Darm zu unterstützen. Man sollte den Tierarzt nach Bene Bac fragen bzw. aus der Apotheke Omniflora N holen. Dies hat in einigen mir bekannten Fällen sehr gut geholfen.




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Blähungen

Sollte ein Meerschweinchen mit gesträubtem Fell im Käfig sitzen und einen harten Bauch haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Tier einen Blähbauch hat. Es muss umgehend gehandelt werden! Erste Hilfe bietet Sab Simplex (gegen Blähungen bei Babys) mit gleicher Menge Wasser vermischt. Außerdem muss ein Schmerzmittel gegeben werden. Der Tierarzt kann Novalgin geben bzw. verschreiben, da dieses krampflösend ist. Die Dosierung sollte unbedingt mit ihm abgesprochen werden, da es in zu großen Mengen für das Meerschweinchen eine tödliche Wirkung hat.
Novalgin wirkt ca. 5-6 Stunden, in akuten Fällen manchmal nur 4 Stunden.




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Natur hilft heilen

Ich bin ein großer Fan von Arnika-D4-Globuli, weil ich bisher damit gute Erfahrungen gemacht habe. Es aktiviert die Selbstheilungskräfte des Tieres. Besonders gefällt mir, dass es zudem ein homöopathisches Mittel ist.

Ein homöopatisches Mittel und gut wirksam gegen Appetitlosigkeit ist Abrotanum D6.


Ebenfalls gebe ich den Wutzen oft Löwenzahn. Er gewinnt seine Heilkraft durch die Vitamine (A, B, C, D, E), den Mineralien wie Kalium, Kalzium, Eisen, Zink, Magnesium und durch seine Bitterstoffe (aufpassen bei Gallenproblemen). Diese Bitterstoffe sind besonders gesund und wirken in vielfältiger Weise:

Hauptsächlich aktiviert Löwenzahn den Stoffwechsel. Er stimuliert die Bauchspeicheldrüse und reguliert die Insulinsekretion. Löwenzahn hilft aber auch noch bei weiteren Beschwerden wie allen Arten von Leberschwäche, auch bei Leberentzündung, Zirrhose, Gelbsucht oder Vergiftungen. Löwenzahn hilft der Leber, schädigende Stoffe schneller zu verarbeiten und auszuscheiden. Er stärkt, nährt und reinigt die Leber und unterstützt den Aufbau von neuen Leberzellen. Zudem unterstützt Löwenzahn die Gallentätigkeit.
Alle Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten, können zu Magenbeschwerden führen, weil sie die Säureproduktion im Magen stark anregen. Löwenzahn soll nicht angewendet werden bei Verschluss der Gallenwege und bei Darmverschluss.





Ich möchte noch einmal drauf hinweisen, dass dieser Text keine Anleitung zu einer Therapie sein soll. Bitte besprecht alles, was Ihr unternehmt mit Euren Tierärzten!!!


© H. Appelhagen 06.02.2008
Letztes Update: 10.11.2015



Quellen:


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