Atemwegserkrankung/Mycoplasmose bei Mäusen



WICHTIG: Bei Erkrankungen der Tiere bitte SOFORT den Tierarzt aufsuchen!

Dieser Text soll der Information dienen, ist aber keine Behandlungsanleitung.
Ich habe lediglich die Ergebnisse von meinen Recherchen hier zusammengetragen.


Wie man u.a. an den Quellenangaben sehen kann, habe ich im Internet gesucht, die Meinungen und Erfahrungen von Tierhaltern, Züchtern, Tierärzten und Heilpraktikern, meine eigenen Erfahrungen sowie den Inhalt einiger Bücher zu einem (wie ich hoffe) einigermaßen verständlichen Text verarbeitet. Trotz sorgfältiger Nachforschungen kann ich jedoch keine Garantie auf Richtigkeit geben
.



Den ersten Teil des Berichtes habe ich eher "technisch schlicht" gehalten. Der zweite Teil beschreibt dann die Praxis - was bei den Fellteilchen ja oft ein großer Unterschied ist ;)

Zur Info: da es einfacher ist, habe ich in den folgenden Texten das Kürzel "AB" für Antibiotikum verwendet.




Generell:

Ein großes Problem in der Mäusehaltung ist die Mycoplasmoseinfektion.
Mycoplasmose zerstört das Lungengewebe irreparabel, daher sollte man bei Erkrankungen (Schnupfen!) immer sofort einen Tierarzt aufsuchen, auch auf eine mögliche Mycoplasmose aufmerksam machen und z.B. nach einen für Mäuse verträglichen Antibiotikum, z.B. "Baytril 2,5% oral" fragen.

Eine genaue Bestimmung des Mycoplasmose-Erregers ist - zumindest beim lebenden Tier - noch nicht möglich. Ein Nachweis mittels Blutprobe ist leider aufgrund der zu großen dafür benötigten Blutmenge an der lebenden Maus nicht durchführbar.

Die Diagnosestellung ist außerordentlich schwierig und muss meist anhand des klinischen Bildes gestellt werden. Mycoplasmen lassen sich nur schwer anzüchten, so dass bakterielle Untersuchungen meist erfolglos sind.

Da schätzungsweise mehr als 90% der Mäusebestände den Mycoplasmose-Erreger in sich tragen, liegt beim Auftreten von Atemwegserkrankungen der Verdacht auf Mycoplasmose sehr nahe. Normalerweise sind neben Mycoplasmen auch Viren und Bakterien (Mischinfektion) verantwortlich für eine chronische Atemwegserkrankung.

Mycoplasmen sind die kleinsten selbstständig vermehrungsfähigen (zellwandlosen) Bakterien. Die Gattungen Mycoplasma und Ureaplasma haben das kleinste Erbgut der zur Auto-Replikation (autom. Vervielfältigung) befähigten zellulären Lebewesen, welche keinen Zellkern besitzen (mit Ausnahme des Tiefsee-Archaeons Nanoarchaeum equitans). Mycoplasmen sind parasitäre Bakterien, die innerhalb- und außerhalb von Zellen existieren können. Sie sind beim Menschen, bei Tieren und Pflanzen die Ursache für zahlreiche Krankheiten. Mycoplasmen können mit und ohne Sauerstoff überleben, wachsen, sich vermehren.
Sie gelten als typische Parasiten der Zelloberfläche und siedeln sich vorwiegend auf Schleimhäuten an.

Ein starkes Immunsystem schützt die infizierte Maus vor einem Ausbruch entzündlicher Reaktionen. Mycoplasmen müssen aber nicht der Hauptgrund einer Atemwegserkrankung sein. Sie können auch infolge anderer Erkrankungen, eines geschwächten Immunsystems oder einer Stresssituation die Gelegenheit zur Vermehrung nutzen.

Einmal ausgebrochen, verläuft die Mycoplasmose jedoch chronisch. Sie kann, rechtzeitig erkannt, mit Antibiotika in ihrem Verlauf verlangsamt bzw. vorübergehend zum Stillstand gebracht werden, sodass auch eine "Myco-Maus" noch ein langes Mäuseleben führen kann.

Mycoplasmen haben verschiedene Strategien entwickelt, um das mauseigene Immunsystem zu überlisten. Sie treten bei Mäusen hauptsächlich mit folgenden Symptomen in Erscheinung:

Mycoplasma pulmonis:
Mycoplasma neurolyticum:

Verlauf:

Auch der Verlauf variiert von Tier zu Tier. Einige bauen erschreckend schnell ab, anderen sieht man die Erkrankung nicht an. Dennoch sollen sie behandelt werden um chronische Lungenschäden zu vermeiden.


Behandlung:



Hygiene und was man sonst beachten sollte:



© H. Appelhagen (21.02.2007)
[Update: 02.06.2008]



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Myco in der "Praxis":

Für den Inhalt des folgenden Textes habe ich mal wieder im Internet recherchiert. Es spiegeln sich die Meinungen und Erfahrungen vieler Mäusehalter wieder. Ebenso habe ich die Meinungen von Tierärzten, Heilpraktikern und anderen Leuten im Text verarbeitet.

Ich möchte noch einmal drauf hinweisen, dass diese Texte keine Anleitung zu einer Therapie sein sollen. Bitte besprecht alles, was Ihr unternehmt mit Euren Tierärzten!!!

Generell gilt: Mycoplasmose ist unheilbar. Lediglich der Verlauf der Krankheit kann verzögert werden und das Leben der Mäuse durch gewisse Maßnahmen erleichtert werden.

Dank der Homöopathie kann das Immunsystem gestärkt werden - manchmal besser, als man denkt.

In der Regel wird bei der Mycoplasmose Lungengewebe zerstört. Das kann auch das beste AB nicht wieder aufbauen. Ebenso kann eine Fibrose (Vernarbungen einer ausgeheilten Entzündung) die Elastizität der Lunge beeinträchtigen. In beiden Fällen bleiben die Probleme, trotz AB, bestehen.

Man muss sehr aufpassen, dass die AB-Gabe streng eingehalten wird, da sonst Resistenzen auftreten können und damit ist nicht zu spaßen.

Am Besten scheint Baytril geeignet zu sein. Manche Tierärzte verabreichen auch Marbocyl.
Marbocyl enthält den Wirkstoff Marboflocacin, während Baytril den Wirkstoff Enrofloxacin enthält. Beide Wirkstoffe sind nah miteinander verwandt, weil sie zur selben Stoffklasse gehören, nämlich den Fluorchinolonen. Beide wirken auch gegen Mycoplasmen.

Im allgemeinen wird Marbocyl als "neuer" beschrieben, auch weil es ein sehr weites Spektrum an gram-positiven und gram-negativen Bakterien abtötet.

Leider ist es so, dass Marbocyl wesentlich länger braucht, bis es ansschlägt - Zeit, die die kleinen Mäuse nicht haben.

Normalerweise wird ENTWEDER Tetracyclin gespritzt ODER ein oral wirksames AB verschrieben (Baytril, Marbocyl....).

Wichtig: Bei der Behandlung mit Tetracyclinen muss auf Milchprodukte verzichtet werden! (Ein TA meinte, dass Naturjoghurt ein Kompromiss wäre).

Noch ein paar allgemeine Tipps:

Behandlungsvorschläge:



Medikamentenverabreichung:

Man muss sich meist schon richtig etwas einfallen lassen, um das AB in die Mäuse hinein zu bekommen, denn pur würde wohl keine Maus das bittere Zeug annehmen.

Ganz wichtig ist es, die anderen Mäuse abzulenken, damit sie nicht doch eine nicht zu kontrollierende Dosis des AB abbekommen. Das muss unbedingt verhindert werden, denn es kann dadurch die Entstehung von resistenten Erregern gefördert werden.



Bindehautentzündung:

Liegt eine bakterielle Bindehautentzündung vor, wird eine antibiotische Augensalbe verordnet (z. B. Polyspectan).

Es ist manchmal auch empfehlenswert, homöopathische Augentropfen (Conjunctisan® A-Augentropfen) zur Beruhigung der Bindehaut zu verabreichen. Diese sind von der Firma vitOrgan.

Man sollte die Augen niemals mit Kamille säubern! Diese trocknet die Augen aus und die Schwebstoffe von Kamillenaufgüssen reizen die Augen und schädigen mehr, als sie nützen. Ebenfalls sollten Augentrosttee-Aufgüsse wegen der Schwebstoffe nicht empfohlen werden.

Besser ist es, wenn man zum Säubern des Auges eine schwache Kochsalzlösung aus der Apotheke benutzt. Möglich wären auch warmes Wasser oder entsprechende Augentropfen.

Bitte nur Kosmetiktücher zum Reinigen der Augen benutzen - keine Watte! (Watte fasert aus und reizt die Augen.)



Cortison:

Die Behandlung mit Cortison wird von einigen Mäusehaltern als sehr erfolgreich angepriesen, ist aber wegen der Nebenwirkungen teilweise sehr umstritten. Ich denke, man muss einfach sehen, in welchem Verhältnis Nutzen und Schaden stehen.

Dazu die Meinung eines Heilpraktikers:
Cortison ist das Lieblingsheilmittel der Schulmedizin, weil es oft einfach "wirkt", ohne dass man genau wüsste, warum. Und das ist ja auch soweit ok, aaaaber...
Die schöne Wirkung kommt unter anderem daher, dass Symptome abklingen, weil Cortison die Immunabwehr vermindert. Das ist gut, wenn es sich um eine übersteigerte entgleiste Immunabwehr handelt wie bei Asthma, Allergien etc.pp.

Es ist allerdings weniger gut, wenn man die Immunabwehr bräuchte (Infekte).
Somit ist es übrigens auch unsinnig, wenn man Echinacin und Cortison gleichzeitig einsetzen würden.



Eine (Menschen-)Krankenschwester:
Auf Dauer angewandt schädigt Cortison Haut und Knochen. Daher sollte die Behandlung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ablaufen.


Ein Mäusehalter:
Cortison hemmt zwar die Immunabwehr, aber es wirkt auch abschwellend sowie entzündungshemmend und (bei Mäusen fast noch wichtiger) appetitanregend.


Noch ein Mäusehalter:
Mein Heilpraktiker hat das auch seinem Sohn verpassen lassen, alles eine Frage der Verhältnismäßigkeit.


Ein Halter mit "Cortison-Maus":
Ich habe die Behandlung mit DoxyPred, also Doxycyclinen + Prednisolon (entspricht etwa dem Fünffachen der Cortisonwirkung), gewählt. Es wurde 6 Tage lang 1x täglich zur selben Uhrzeit gespritzt (ab dem 3. Tag wurde die Cortisondosis halbiert).
Der Nachteil ist, dass es fürs Tier megastressig ist, wenn es jeden Tag zum TA muss.



Ein anderer Halter mit "Cortison-Maus":
Ich habe vom TA eine Tablette Prednisolon bekommen. Die musste in 5,5 ml Wasser aufgelöst werden. Davon sollte meine Maus jeden zweiten Tag einen Tropfen bekommen.
Auf die Frage: "Für wie lange?"
Lautete seine Antwort: "Bis an ihr Lebensende."



'Angelus' vom Mäuseasyl mit "Cortison-Maus":
Wir haben einer Maus damit mal gut 3 Monate lebenswertes Leben geschenkt, indem er alle 14 Tage ein Depot gespritzt bekam.
Zusätzlich bekam er täglich Asthmaspray (Mauskopf rein, drücken, Mauskopf raus). Ohne diese Behandlung wäre er qualvoll erstickt. Mit der Zeit konnten wir sogar die Cortisongaben etwas reduzieren und er bekam trotzdem ohne Probleme Luft.
Ich finde das eine gut vertretbare Lösung. Dem Kurzen hat es viel Leben und Lebensqualität geschenkt.



Ganz WICHTIG beim Cortison:
Niemals plötzlich absetzen! - sondern immer die Dosis langsam reduzieren (ausschleichen lassen). Ansonsten kann es zu üblen Symptomverschlimmerungen kommen.

Sinnvoll: 1 Woche geben, dann reduzieren. Bei Menschen soll es 1/4 Jahr dauern, aber Mäuse haben ja einen sehr viel schnelleren Stoffwechsel.



Nun muss jeder selber entscheiden, was für ihn in Frage kommt. Ich hoffe, ich konnte mit dem Zusammentragen dieser Informationen einigen Mäusehaltern etwas weiterhelfen.
Danke an Tanja (Mäusemama "Sevenah") für's Korrekturlesen und den Kokosmilch-Tipp.



Ich möchte noch einmal drauf hinweisen, dass dieser Text keine Anleitung zu einer Therapie sein soll. Bitte besprecht alles, was Ihr unternehmt mit Euren Tierärzten!!!


© H. Appelhagen (12.08.2007)
[Update: 02.06.2008]


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