Grundsatzdiskussion Kuscheltier



Immer wieder werden in Foren Halter von Nagetieren angegriffen, weil sie ihre Tiere berühren oder angeblich "zwangskuscheln". Daher hier noch meine persönliche Meinung dazu:

Ich denke, jedes Tier ist generell erstmal kein Kuscheltier. Es gibt einige, die das mögen und einige, die das nicht mögen. Vielleicht kommt es auch auf die Anzahl der Tiere an bzw. ob sie es von Geburt an gewohnt sind.

Bei Nagetieren sollte man einfach von vornherein davon ausgehen, dass sie es nicht mögen. Das bedeutet aber nicht, dass KEIN Tier angefasst werden mag. Unsere Meerschweine haben keine Angst vor uns und/oder unseren Berührungen. Sie entscheiden aber trotzdem immer selber, ob und wann sie angefasst werden wollen. Sie kommen häufig zu uns - trotz Kameraden und trotz ca. 2,85 m² Käfig mit 2m² Freilauf davor!

Bei mir sind sie noch am zutraulichsten, aber mich haben sie auch ständig um sich. Ich greife sie mir, wenn sie zum TA müssen, Gesundheits-Check gemacht werden muss, Wunden versorgt oder Fell gekürzt wird.

Solange man die Muckels nicht einfach greift und rausnimmt, finde ich persönlich es ok. Am Besten ist es immer noch im Freilauf. Dann können sie noch besser entscheiden, was sie selber wollen. Vor allem sollte man merken, wann sie NICHT angefasst werden möchten.

Noch was: unsere Schweinis zeigen auch, wenn sie Leute nicht mögen, die zu uns kommen - ebenso, wie sie bei einigen schon fast von selber aus dem Käfig hüpfen. Das gilt für Erwachsene wie für Kinder.


Egal ob Maus, Meerie, Ratte oder sonstwas - es sind kleine Persönlichkeiten und jeder hat seine Vorlieben und Eigenarten, die man unbedingt beachten sollte. Grundsätzlich sollte man eher davon ausgehen, dass man ein "Fell-Aquarium" hat - es ist nur zum angucken. Alles andere ergibt sich mit der Zeit - oder auch nicht...


Diese Tiere sind nun mal domestiziert. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Man kann ihnen einfach nicht ihre natürliche Umgebung schaffen.

Egal wie gross ein Gehege ist - es ist niemals gross genug.
Egal, wie natürlich man sie ernährt - es ist niemals richtig Natur.
Dann die Fragen: Das alles sind "Vorteile" der Domestizierung.

Natürlich sollte man ihnen eine Umgebung schaffen, die ihrer natürlichen so ähnlich wie möglich ist, aber es gibt nie eine echte Natur. Es sind keine WILDmeerschweinchen, sondern HAUSmeerschweinchen. Wir haben auch keine Wölfe mehr im Haus, sondern Hunde! Ich meine, das ist doch genauso grausam - vielleicht möchten die auch in die Freiheit?

Es gibt so viele Pro und Kontras und es ist sicher nicht immer leicht, die richtige Antwort zu finden. Ich habe meine Tiere nicht als Kuscheltiere gekauft, sondern ganz egoistisch, weil ich was zum umsorgen haben wollte. Etwas, worum ich mich kümmern kann. Das bedeutet aber nicht, dass ich die Tiere von mir fernhalte. Es ist doch auch für ein Tier viel angenehmer, wenn es krank ist, von einer Hand gehalten zu werden, der es vertraut, als nur Fremdes um sich zu spüren...



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Frage: "Wieso müssen sich unsere Haustiere immer den Bedürfnissen der Halter anpassen??"

Dazu die Antwort von Torsten:
Genau deswegen: Weil es HAUStiere sind. Keine Wildtiere.

Haustiere gibt es nur deswegen, weil die vor Urzeiten als Nahrungsmittel gleich "an Ort und Stelle" gehalten wurden bzw. andere nützliche Eigenschaften hatten (Wachhund, Reitpferd etc.). Daß die irgendwann, als es den Menschen langsam zu gut ging, zur Modeerscheinung wurden, ist ein Nebenproblem, an der damit einhergehenden Überzüchtung leiden viele Tierarten.

Das ändert aber nichts daran, daß die meisten in natürlicher Umgebung nicht mehr lebensfähig sind. Und wenn ich als Halter eine möglichst natürliche Lebensweise ermögliche, dabei aber gleichzeitig neben Futter noch für den Schutz vor Krankheiten, Raubtieren etc. sorge, dann darf ich mir auch gelegentlich mal ein wenig Egoismus leisten.

Wer behauptet, eine In-Haus-Haltung von Tieren ohne jegliche Streßfaktoren sei "natürlich", ist in meinen Augen ein Heuchler. Wer ernstlich SO darauf bedacht ist, eine natürliche Umgebung zu fordern, der würde niemals ein Tier einkerkern, egal auf wieviel Quadratmetern. Der beobachtet dann mit Fernglas und Kamera bewaffnet die Tiere in der freien Natur - auch wenn das u.a. bedeutet, mitansehen zu müssen, wie eines das andere frißt...

Jegliche Haustierhaltung ist widernatürlich und egoistisch. Im einfachsten Fall, um die Tiere vom bequemen Sessel aus bewundern zu können, statt bei Wind und Wetter dafür im Schmutz kriechen zu müssen; im Schlimmsten um damit Geld zu machen (ich sage nur Legebatterien...).

Bis auf ein paar wenige Parameter liegt es am Einzelnen, die Grenzen abzustecken, was noch tolerierbar ist - am einzelnen Menschen und am einzelnen Tier, welches seine Gefühle und Bedürfnisse auch signalisiert.
Bei Meeries wissen wir mittlerweile, daß Einzelhaltung tabu ist, und wir kennen neben den zweckmäßigen Nahrungsmitteln auch eine ungefähre Mindestgröße für's Gehege und dessen Ausstattung (auch wenn es immer mal wieder neue Erkenntnisse gibt, die die Werte nach oben oder unten korrigieren).

Alles weitere ergibt sich, solange man sich davor hütet, die Tiere als Spielzeuge oder gar als Dinge zu betrachten. Die sind nämlich auch weder dumm noch lernunfähig, gerade im spielerischen...
(Quelle: Nagerweltenforum / Thema:"Meeries rausnehmen und streicheln?")


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Zum Thema "Artgerechte Haltung" noch etwas von Veronika:
...die meisten Haus-Tiere könnten auch in freier Wildbahn gar nicht mehr überleben, oder?

...Sieht man es ganz hart hätte meine Mutter recht: "Nur gar keine Tiere zu halten ist artgerecht."
(Quelle: Nagerweltenforum / Thema:"Grundsatzdiskussion Tierhaltung")



© Heike Appelhagen (10.03.2007)
(Diese Seite zeigt meine persönliche Meinung. Andere Quellen wurden jeweils direkt angegeben.)



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