Lester / RBB

Lester Salatkiller ist heute ins Regenbogenland umgezogen.

Schätzungsweise im Dezember 2007 wurde er geboren. Genau weiß man es nicht, da er aus einem Notfall stammt und zusammen mit 97 Tieren vom Berliner 'Notmeerschweinchen.de e.V.' aufgenommen wurde. Er lebte vorher unter elendigen Verhältnissen.

Als ich ihn auf der HP dort sah, hatte ich mich sofort in ihn verliebt. Ebenso wie in seinen kleinen Kumpel Wilson. Also wurde beschlossen, dass die beiden Jungs zu uns in unsere Bockgruppe kommen sollten. Nach ein paar Wochen war es endlich soweit. Wir konnten Lester und Wilson am 23.08.2008 in Bramsche abholen.

Die Vergesellschaftung mit unseren vier Böcken lief gut - auch die nächsten 6 Wochen noch. Dann allerdings hatte Lester beschlossen, die 'Weltherrschaft' zu erringen und hat den Laden von hinten aufgeräumt. Alle kamen nochmal in einen riesigen Freilauf, aber nach drei Tagen, in denen er Gizmo ziemlich zerbissen hatte, haben wir die Vergesellschaftung abgebrochen und Lester wurde der Haremswächter von Maya, Lili und Ginny und somit war der Grundstock zu unserer ersten 'gemischten Gruppe' gelegt.

Später kamen noch mehr Mädels dazu und auch Frühkastrat Terry. Bei dem kleinen, vier Wochen jungen Mann zeigte er regelrechte Papa-Manieren. Er hat ihm beigebracht, was man fressen kann, wie man richtig brommselt und wie man die Mädels behandelt.

Auch als Terry durch die Rappelphasen marschierte, hat er sich als erstaunlich souverän und sozial erwiesen. Die beiden Jungs haben sich zwar mal gejagt und angeklappert, aber es gab nie Beißereien. Meist war es auch Terry, der Lester regelrecht geärgert hat. Wenn die Jungs zu sehr durchs Gehege getobt sind, hat Maya - Lesters Lieblingsfrau - für Ruhe gesorgt. Später war auch Mandy oft an Lesters Seite - von Maya geduldet...

Lester war einerseits sehr panisch, wenn es um den TÜV-Check ging und er hat sich auch in den über 2,5 Jahren nie daran gewöhnt. Andererseits war er, solange das Plexi zwischen ihm und dem 2Bein war, praktisch handzahm. Er hat aus der Hand gefressen, man durfte ihn unterm Kinn und am Köpfchen streicheln - nur richtig angefasst werden mochte er nie. Bei der Gehegereinigung musste man aufpassen, dass er nicht auf der Schaufel saß bzw. ist er sogar über die Hand gelaufen. Wenn man seine schlimme Vergangenheit bedenkt, dann ist er ein richtig toller und sozialer Bock geworden, der immer lautstark für seine Truppe das Futter eingefordert hat.

Gestern war noch TÜV-Check, was Lester - wie immer - mit heftigem Gezeter über sich ergehen ließ. Die Waage zeigte 1.183 Gramm an.

Heute abend um ca. 19 Uhr hatte Lester noch einen Böller gefuttert. Bei der letzten Mahlzeit um 21:30 Uhr hat er aber nur noch davor gehockt und nicht gefressen. Das war für Lester mehr als unnormal, da er sonst immer der erste war, der gebettelt hat. Ich habe ihm SabSimplex mit Wasser gegeben - auch wenn er sich nicht aufgebläht anfühlte, so war er doch an der Flanke druckempfindlich.

Als nach 15 Minuten keine Änderung eintrat und er stattdessen noch anfing blaue Lippen zu beommen, habe ich die Not-TA-Nummer angerufen und von der Zentrale die Telefonnummer der diensthabenden Tierärztin bekommen. Es war mittlerweile 22 Uhr.

Ich habe Lesters Zustand so gut beschrieben, wie es ging. Die Apathie, Druckempfindlichkeit an der rechten Flanke, seine blauen Lippen, leichte Schnappatmung, Tropfen von Flüssigkeit, die aus Mund und Nase laufen. Sie meinte, das wäre ein aufgeblähter Blinddarm und außer Sab Simplex und MCP-Tropfen könnte man nichts machen. Ich erzählte von meinem Verdacht, dass es sich um eine Herzsache mit Wasser in der Lunge handelt. Sie meinte, dafür gäbe es eh keine Medikamente für Meerschweinchen. Als ich aufzählte, was es alles gibt, meinte sie nur, dass sie mit mir nicht über Medikamente debattieren wollte... Wenn ich Novalgin im Haus hätte, könnte ich ihm das noch geben. Das habe ich dann auch vorsichtshalber gemacht. Mandy und Maya waren an seiner Seite und auch Enya hat zwischendurch seine Ohren geleckt.

Die Alternative wäre die Heine-Mergenthal-Klinik in Achim gewesen, aber eine Stunde Autofahrt? Das mit einem Schwein, welches IM Gehege zwar den dicken Macker spielt, aber AUßERHALB vor Panik fast durchdreht? Nein, ich war mir ganz sicher, dass er das nicht schafft.

Also versuchte ich noch, meinen Haus-Tierarzt zu erreichen - leider vergebens. Naja, er hatte keinen Notdienst und auch ein Privatleben. (Danke für Deinen Anruf und die Handynummer, Bianca.)

Zeitgleich habe ich noch an die DMSL geschrieben und nach Tipps gefragt. Man kann anderen immer so herrlich Ratschläge geben, aber wenn eins der eigenen Tiere krank ist, kommt man nicht auf die einfachste Sachen. Jedenfalls kam der Rat, Effortil zu geben. Also Notapotheke rausgesucht und erfahren, dass Effortil rezeptfrei ist. In dem Moment ist Lester unter die große Weidenbrücke getaumelt, hat sich hingelegt und dann fiel er zur Seite und hörte auf zu atmen... Alle anderen aus der Gruppe lagen rundherum...

Um fast genau 23 Uhr hat Lester sich auf die Reise ins Regenbogenland gemacht. Komm gut an, Du tapferer kleiner Feigling.

Nachtrag:
Ich habe gleich am nächsten Tag mit meinem TA gesprochen und wir haben beschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, also wurde Lester obduziert.

Das Obduktionsergebnis:
Lester hatte einen Tumor in der Lunge. Da der mittendrin war, konnte er auch nicht ertastet werden oder sonstwie. Höchstens bei einem CT hätte der bemerkt werden können.
Die Lunge war zum beatmen frei, daher hat man ihm nichts angemerkt. Allerdings war zwischen den beiden Lungenflügeln noch ein Geschwür, welches bis auf die Herzbasis gedrückt hat. Das hat eine vernünftige Sauerstoffzufuhr zum Herzen verhindert.
Letztendlich ist er an einem Herz-Kreislauf-Versagen gestorben.

Bilder:

	In das Bild hatte ich mich verguckt.
	2008






	Ein kleiner Gremlin
	2009





	2010







	... auch rosa 'steht' ihm gut...






	2011

Gute Reise, kleiner Lester... grüß Deine Kumpels im Regenbogenland von mir.

Daten:

Name:	Lester
Rasse:	Rosetten-Mix (Glatthaar/mittellang)
Farbe:	Schwarz-Weiß
Geboren:	ca. Dez. 2007
Gestorben:	27.03.2011
Beschreibung:	Lester ist ein Notmeerschweinchen. Er kam gemeinsam mit 96 weiteren Tieren zu den Notmeerschweinchen.de e.V. in Berlin von jemandem, dem die Vermehrung über den Kopf gewachsen war. Er wohnte dann erst in einer Notstation in Rinteln, wo er und die anderen kastriert wurden. Danach kam er in eine Notstation in Bramsche, wo wir ihn abgeholt haben. Er zog am 23.08.2008 mit seinem Kumpel Wilson bei uns ein. Als er mit Wilson alleine saß, war er der Boss. Dann wurden die Beiden mit den anderen vier Schweinis vergesellschaftet und viele Ohrfeigen und Tritte später hat er akzeptiert, dass Kimba mehr zu sagen hat als er Lester ist sehr neugierig, lässt sich manchmal anfassen, kann aber auch sehr schnell durch die Gegend flitzen. Er hat noch vor Wilson vorn an der Plexischeibe gestanden und um Futter gebettelt. Weil er sich nach 7 Wochen der Ruhe auf einmal heftig mit den anderen Jungs gebissen hat, wurde er den Mädels als Haremswächter dazu gesetzt. In dieser Rolle geht er nun auf und ist sichtbar glücklich. Als er im Februar 2009 Terry-Baby (Frühkastrat) in die Gruppe bekam hat er sich als überraschend sozial gezeigt. Er hat den Kleinen adoptiert und ihm alles beigebracht, was ein 'Mann' so wissen muss Ebenso hat er im August 2009 die Vaterrolle bei Schoki-Baby und im Mai 2010 bei Cloudy übernommen.

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