Jesse



Jesse Salatkiller ist heute um 19:15 Uhr über die Regenbogenbrücke gegangen.

Schätzungsweise 2010 wurde Jesse geboren. Genau weiß man es nicht, da er als Notfall beim Tierschutz Langen b. Bremerhaven e.V. aufgenommen wurde.

Roger, unser erstes (damals noch Not-)Kaninchen war erst zwei Wochen zuvor kastriert worden und sollte schnellstmöglich eine Partnerin bekommen. Da das noch vier Wochen dauern würde, wurde mir Jesse angeboten, ein schon etwas älterer Kaninchenmann. Nach wenigen Minuten in der Küche von Kirstin war klar, dass wir Jesse mitnehmen würden. Es hat ein paar Tage gedauert, aber dann hatten sich Jesse und Roger auch hier im heimatlichen Gehege so gut verstanden, dass sie frei herumlaufen konnten.

Jesse war 2Beiner gegenüber sehr misstrauisch. Sobald man ihn hochgenommen hat (TÜV, Krallen kürzen) hat er haufenweise Fell abgeworfen, so dass ich dann fast mehr Haare am Shirt hatte, als am Nin dran waren. Im Laufe der nächsten Zeit wurde Jesse 'mein' Hasi. Er saß meist bei mir unterm Schreibtisch, während Roger bei Torsten den Wach-Hasen spielte. Er hat auch an meinem Bein Männchen gemacht und gekratzt, um sich ein Leckerli zu erbetteln. Immer öfter ließ er sich von mir an der Stirn und hinter den Ohren kraulen. Ich konnte ihn dann auch bald hochnehmen, ohne dass er mit Fell um sich geworfen hat.

Drei Monate später kamen noch Hazel und Ben dazu. Jesse wurde das 'Schlusslicht' der Truppe und hat immer versucht, sich aus - immer mal wieder auftretenden - Rangstreitigkeiten heraus zu halten. Nur wenn es ihm zuviel wurde, hat er auch mal mitgemischt.

Am 12.06. hatte Jesse beim TÜV weniger gewogen und nicht mehr richtig gefressen. Der TA hat am nächsten Tag (13.06.) Zahnspitzen entdeckt, die am 16.06. in Narkose entfernt wurden. Dabei stellte sich heraus, dass Jesse nicht nur etliche Zahnspitzen hatte, sondern bei ihm ein Zahn nach außen wuchs, der in der Wange schon einen Abszess verursacht hat. Er hat Myristica und Mucosa Comp.-Injektionen bekommen und ich sollte weiter Metacam geben und Päppelbrei anbieten, bis er wieder sein Normalgewicht hat.
Bei der Kontrolle am 20.06. hat er schon gesabbert und merkwürdig gemüffelt. Der Doc hat im Mäulchen nachgeschaut und meinte, der Abszess hätte sich geöffnet und es müsste bald besser werden. Er bekam nochmal Myristica und Mucosa Comp.-Injektionen und ich sollte Baytril geben.

Das Sabbern wurde aber immer schlimmer und ich hatte das Gefühl, ich kriege ihn nicht richtig schmerzfrei.
Mittlerweile bekam er Baytril, Bene Bac, Sab Simplex, Myristica sebifera und zweimal am Tag eine halbe Tagesration Metacam. Mit etlichen Portionen Päppelbrei und Haferflocken hat Jesse dann sein (immer noch zu geringes) Gewicht zumindest gehalten.
Da der Doc am Tag nach der Kontrolle in den Urlaub gegangen war, bin ich am 23.06. zu meiner anderen Tierärztin gegangen, die sich ebenfalls sehr gut mit kleinen Heimtieren auskennt. Die Wange sah ganz gut aus, aber auf der anderen Seite (wo nichts gemacht wurde) war alles Matsch. Ein Backenzahn war lose und der daneben ist vor lauter nekrotischem, vereiterten Gewebe kaum noch zu erkennen gewesen. Insgesamt war der ganze Kiefer verschoben, weil eine Seite höhere Zähne hat als die andere. Damit hätte er gar nicht kauen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Da leider an dem Tag volles OP-Programm war, sollten wir ihn am nächsten Tag um 7 Uhr hinbringen. Bis dahin sollte ich ihm soviel Schmerzmittel geben, wie er braucht und alle 2 Stunden seinen Päppelbrei, damit er die besten Voraussetzungen für die OP hat.

Bei der OP am 24.06. mussten ihm unten links die Zähne gezogen werden. Alle 5 waren dick vereitert und schon abgestorben (der letzte Zahn fast aufgelöst), aber der Kiefer selber völlig in Ordnung.

Bei Nins ist das Fehlen von Zähnen nicht soooo das Problem, sagte die TÄin. Es müssen dann später nur alle paar Wochen - je nachdem wie schnell sie wachsen - die oberen Zähne abgeschliffen werden. Das wäre sogar einfacher, als wenn mittendrin ein Zahn gezogen wird, wo dann die nebenstehenden Zähne gern in die Lücke kippen würden. Damit würden wir leben können... und Jesse auch... Nun hieß es also abwarten.

Jesse war abends schon wieder munter und ist durch die Bude gehoppelt. Er hat allerdings nur seinen Päppelbrei, eingeweichte Böller, Haferflocken und geraspeltes Gemüse gemümmelt - was sehr lange gedauert hat, um nur eine kleine Portion in den Magen zu kriegen. In den folgenden Tagen habe ich den Päppelbrei aus Critical Care Apfel-Banane, Babyfrühkarotten, Schmelzflocken und gemahlenem Heu/Kräutern zubereitet, damit das Gewicht endlich stabil bleibt. Leider hat auch das nichts geholfen, er hat weiter abgenommen. Päppelversuche mit Spritze hat er verweigert und wenn ich versucht habe, ihn unter Zwang zu päppeln, hat er es einfach im Maul behalten, bis es irgendwann da rauslief.

Am 27.06 war wieder TA-Kontrolle und die große Frage war: warum speichelt er immer noch so viel?
Es wurde nochmal genauer untersucht. Das nekrotische Gewebe war stark zurückgegangen und von allen Seiten rückte gesundes Gewebe nach. Die fünf Löcher vom Zähneziehen sahen auch gut aus. Dann meinte sie, den Grund fürs Speicheln gefunden zu haben: Jesse hat sich - vermutlich noch unter Betäubung - ganz heftig auf die Zunge gebissen und nun ist eine Ecke der Spitze schon nekrotisch gewesen. Die Tierärztin hatte das schon einmal bei einem Hund erlebt, wo die Spitze dann irgendwann abfiel und alles ok war. Das haben wir für Jesse ebenfalls gehofft. Auch wenn es merkwürdig war, dass sich damit zwar geputzt hat, aber mit dem Futter Probleme hatte. Sein Gewicht war mittlerweile im kritischen Bereich.
Ein Päppelversuch am Abend war dann erfolgreich. Er wurde jetzt rund um die Uhr alle drei Stunden gepäppelt und hatte auch immer noch eine Auswahl an Futter zur ständigen Verfügung. Weil der Sabber dafür sorgte, dass sein Mäulchen, Kinn, Vorderpfoten und der halbe Bauch klebrig-stinkig-nass war, musste ich ihn täglich baden.

Am 28.06. saß er um ca. 23 Uhr apathisch herum und war eiskalt. Ich habe ihn in ein warmes Handtuch gewickelt und an meinem Körper gehabt. Um ein Uhr habe ich ihm dann eine Spritze mit Traubenzucker eingeflösst. Gegen 3:30 Uhr wurde er munterer und ich habe ihn auf den Boden gesetzt. Er ist dann in seine Kuschelkiste gehoppelt und nachdem er eine halbe Stunde später immer noch warm war, habe ich ihn erstmal in Ruhe gelassen.
Ich hatte schon die Befürchtung, dass er es nicht packt, aber nur wenige Stunden später war er wieder soweit fit, dass er sich päppeln ließ. Er bekam außerdem die erste Portion Bioserin. Es sah den ganzen Tag über aus, als würde er munterer werden. Er hat neben all der Päppelei immer wieder selber gefuttert, war draußen und im Gehege unterwegs und hat an meinem Bein gekratzt, wenn ich ihm eingeweichte Böller reichen sollte.
Ben war an dem Tag mal wieder ziemlich zickig, aber wenn er versuchte Jesse zu verjagen oder überhaupt nur in seine Nähe zu kommen, hat sich Hazel dazwischen gestellt. Er war generell viel bei Jesse und hat ihn auch geputzt.
Trotzdem hat er an dem Tag und auch am nächsten weiter Gewicht verloren.

Am 01.07. war schon morgens zu sehen, dass er nach der TA-Kontrolle nicht mehr mit uns nach Hause fahren würde.
Er hatte müde Augen, wirkte sehr schlapp und hat sich eine ganze Weile in seiner Buddelkiste verkrochen.
Dann hat er versucht ins Gehege zu springen (bzw. auf den Karton davor), ist abgerutscht und einfach rückwärts runtergefallen. Ich habe ihn dann ins Gehege gesetzt, wo er wieder auf den Unterstand gesprungen ist und später zurück ins Klo. Dort haben alle Jungs sich zu ihm gesellt, bis wir zum Tierarzt mussten.

Dort zeigte sich, dass der nekrotische Teil der Zunge abgefallen war, alles sah gut aus inklusive der Vorderzähne. Dann wurde weiter hinten geschaut. Die Wunden vom Zähneziehen sehen alle super aus, aber hinten, Richtung Kiefergelenk: Eiter!
Die Seite mit den gesunden Zähnen... hinten Richtung Kiefergelenk: EITER!
Das erklärte, warum er immer noch so heftig sabberte und zwar fressen wollte, jedoch nicht konnte.

Damit war klar, dass wir ihm nicht mehr helfen konnten und er bekam seine Narkosespritze und später die Überdosis. Er war die ganze Zeit in ein weiches Handtuch eingewickelt und ist auf meinem Arm über die Regenbogenbrücke gehoppelt.


Jesse war ein begnadeter Leckerli-Bettler und durch seine langen Augenwimpern bekam sein Blick noch den letzten 'Dahinschmelzbonus'. Da konnte man einfach nicht hart bleiben.
Am liebsten saß er in seiner heißgeliebten Buddelkiste. Dieser hat er auch am letzten Tag noch einen Besuch abgestattet.


Gute Reise, kleiner Knuffel, wir vermissen Dich...  



Bilder:



2015

Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse


2016

Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
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Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Jesse
Jesse Das letzte Bild von allen vier Jungs zusammen...



Komm gut auf der Regenbogenwiese an, wo schon die anderen auf Dich warten...




Daten:

Name: Jesse
Rasse: Zwergkaninchen
Farbe: black-orange Harlekin
Geboren: ca. 2010
Gestorben: 01.07.2016






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