Futter



Das wichtigste Futter für ein Meerschweinchen ist Heu, Heu und nochmals Heu. Dieses sollte - neben Wasser - immer zur Verfügung stehen.

Das ist so wichtig, weil Meerschweinchen einen Stopfdarm haben. Die aufgenommene Nahrung wird also nur weiter transportiert, indem es erneut frisst. Um Störungen ihres Magen-Darm-Traktes zu vermeiden sind Meeris Tag und Nacht am Futtern (wenn es auch meist nur kleine Mengen sind).

Heu versorgt den Verdauungsapparat ausreichend mit den dringend benötigten Rohfasern. Zudem fördert es den Abrieb der Backenzähne, die ständig nachwachsen.



In Maßen sehr gesund: die Kräuter-/Blütenschale

In den Kräutern sind (ebenso wie im Frischfutter) viele Mineralien und Vitamine enthalten.

Ich bestelle meine Kräuter beim Hansemanns-Team und mixe mir meine Mischung selber zusammen. Die Sorten wechseln von Zeit zu Zeit.

Kräuter/Blüten sollten allerdings nur in wöchentlichen Mengen von ca. 20g pro Schweinchen verfüttert werden. Viele getrocknete Kräuter enthalten teilweise bis zur achtfachen Menge an Mineralien (besonders Kalzium) von frischen Kräutern, was zu einer schädlichen Überversorgung führen kann. Überschüssige Mineralien werden über die Nieren ausgeschieden und können zu Kalkablagerungen in den Nieren und der Harnblase führen und dort Harngrieß oder sogar Blasensteine verursachen.
Blüten und Blätter von Bäumen und Sträuchern dürfen - in getrockneter Form - auch in größeren Mengen gegeben werden. Auch hier sollte man darauf achten, dass z.B. Birkenblätter harntreibend sind.
Genaue Tabellen mit Informationen etc. findet man hier: Kräuter, Blätter, Blüten



Frisches Gemüse ist ebenfalls sehr wichtig. Pro Tag und Schwein sollten mind. 100 g gefüttert werden, wobei Calcium-/Phosphor- und Oxalatsäurenanteile beachtet werden sollten. Dies empfiehlt sich besonders bei Tieren die zu Blasengrieß bzw. Nierenproblemen neigen. Im Winter sollten es, wegen des fehlenden Grünfutters, sogar um die 200 - 300 g Frischfutter sein.
Da Meerschweine kein Vitamin C speichern können, muss immer drauf geachtet werden, dass sie es in ausreichender Menge über das Frischfutter (und/oder Kräuter) zu sich nehmen.

Obst sollte mindestens einmal wöchentlich auf dem Speiseplan stehen.
Genaue Tabellen mit Informationen etc. findet man hier: http://www.diebrain.de/Iext-vitamine.html#obst

Man sollte Obst allerdings niemals mit Steinen oder Kernen verfüttern.
Kerne enthalten Stoffe, die in dem Augenblick, wo die Steine aufgenagt werden, Blausäure freisetzen - und Blausäure ist giftig.

Nochmal ein paar Weisheiten aus dem Nachtwelten-Forum (leider geschlossen):
Äpfel, Mandeln Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Birnen, Mandeln, Pflaumen, Kirschen und Quitten gehören zu den "Rosaceae" den Rosengewächsen.

Die Früchte von z.B Äpfel und Birnen sind gar keine richtigen Früchte, sondern nur Scheinfrüchte, weil ihr Fruchtfleisch nicht aus der Fruchtknotenwand, sondern aus dem Blütenboden entsteht.

(Die Kokusnuss und die Walnuss sind übrigends Steinfrüchte, wie die Kirsche.)

Apfelkerne enthalten Blausäure. Die tödliche Menge "eine Tasse" hab ich in einem Toxikologiebuch nachgeschlagen. 50 Pfirsichkerne haben dieselbe Wirkung. Und nur um noch ein bißchen mehr klugzuscheißen:
Die Blausäure (HCN) spaltet im Körper das H-Atom ab und es bleib der giftige Cynaid-Rest (CN-), der sich an das Eisenatom im Hämoglobin (rote Blutkörperchen) anlagert, wo er dann nicht mehr weggeht. Damit verhindert es die Aufnahme von Sauerstoff im Blut und man erstickt innerlich.



So müssen sich Schweinchen das Futter "erarbeiten":
Sehr beliebt ist bei vielen Schweinis der Futterstab, auf den man die Gemüsestückchen wie auf einen Schaschlikspieß aufpiekst.
Ebenso ein Futter"baum", den man mit vielen tollen Sachen bestücken kann.
Eine Heuglocke sorgt ebenfalls für Beschäftigung, sollte aber nur selten gegeben werden (Leckerli!).



Wichtig ist auch das Thema "Futterumstellung".
Meerschweinchen sind sehr empfindlich. Sie müssen ganz langsam an neues Futter gewöhnt werden. Das geht am Besten, indem man das alte Futter nach und nach (in kleinen Schritten!) durch das neue Futter ersetzt.

Das ist vor allem wichtig, wenn man sich ein neues Meerschwein anschafft. Da sollte man sich also nach der bisherigen Nahrung erkundigen.

Das gilt natürlich auch, wenn man eine neue Gemüse- oder Obstsorte (ganz besonders Kohlsorten) verfüttern möchte. Bitte erstmal mit kleinen Stückchen anfangen...


WICHTIG: Wenn Schweinchen, die bisher im Haus gelebt haben im Sommer in ein Außengehege auf den Rasen gesetzt werden sollen, müssen sie vorher langsam an das frische Gras gewöhnt werden, da es sonst zu lebensbedrohlichen Blähungen kommen kann!

Langsame Umgewöhnung gilt für jede Art von Futterumstellung.



Ein abwechslungsreich ernährtes Meerschweinchen braucht normalerweise kein Trockenfutter.
Dieses ist in zu großen Mengen sogar gesundheitsschädlich, da es die Organe der Tiere langsam verfetten lässt und außerdem hauptverantwortlich für Zahnprobleme ist. Die Zahnprobleme resultieren aus dem mangelnden Zahnabrieb. Meerschweinzähne wachsen ständig nach. Durch das Fressen von Heu werden diese abgerieben. Fressen Meerschweine nun aber hauptsächlich Trockenfutter, sind sie so satt, dass sie kaum noch Heu mümmeln. Dadurch fehlt der Abrieb der Zähne, die nun zu lang werden und große Beschwerden verursachen können.

Insbesondere die (in vielen Mischfuttern enthaltenen) Getreidekörner gehören nicht ins Meerschwein, denn sie schaden dem Tier auf Dauer, da die Stärke sich überall ablagert (bis hin zur Blindheit) und für eine schleichende Verfettung der Organe sorgt. Getreide = Stärke = schädlich.
Die Kiefermuskulatur wird beim Kauen von Getreide sehr stark belastet. Kieferreizungen bis hin zu Abszessen können als Folge von zu getreidereicher Ernährung vorkommen.

Der Darm von Meeris ist einfach nicht auf Getreide eingestellt und so gelangt der entstehende Mehrfachzucker unaufgeschlossen in den Dickdarm und sorgt dort für Fehlgärungen und Blähungen. Außerdem dient er Hefen und Bakterien (z.B. Coli) als Nahrung und somit sind weitere (schlimmere) Darmprobleme das Resultat.


Möchte man auf (geringe Mengen) Trockenfutter nicht verzichten, ist es wichtig, dass man auf die richtige Zusammensetzung achtet.

Für Trockennahrung empfehlen sich folgende Inhalte:
Rohfaser: 12 - 14%
Rohprotein: 16 - 18%
Rohfett: 3%
Rohasche: 6 - 7%

Für die Vitamin- und Mineralstoff- Gehalte im Futter gelten pro kg folgende Empfehlungen:
Vitamin A: 12000 i.E.
Vitamin C: 200 - 300 mg
Vitamin D: 500 - 700 i.E.
Kalzium: 3 - 6 g
Magnesium: 1 - 2 g
Phosphor: 2 - 4 g

[Quelle: "Artgerechte Fütterung der Meerschweinchen" (Vortrag am 05.03.2001 in Wien) [Nach Tod des Inhabers leider inaktiv]]

Empfehlenswert sollen die Pellets der Firma "Agrobs" sein.

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Agrobs Pre Alpin® HERBS (Eiweißarmes, getrocknetes Wiesengras zu 15mm Cobs gepresst)

Bestandteile:
Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Wiesenschwengel, Löwenzahn, Glatthafer, Honiggras, Frauenmantel, Spitzwegerich, Zaunwicke, Lieschgras, Kammgras, Goldhafer, Wiesenrispe, Schwedenklee, Schafgarbe, Wiesenkerbel, echtes Labkraut, Rohrschwingel und viele andere.

Inhaltsstoffe von PRE ALPIN Testudo Herbs:
Trockensubstanz 92,0 %
Rohfaser 27,8 %
Rohprotein 7,9 %
Rohasche 6,7 %
Rohfett 2,2 %
Calcium 0,58 %
Phosphor 0,27 %
Eisen 605 mg/kg
Mangan 68 mg/kg
Carotin 45,1 mg/kg
Zink 25 mg/kg
Kupfer 4,7 mg/kg

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Manchmal bekommen meine Tiere "Grainless Complete" von JR Farm.

Bestandteile:
Lieschgras, Knaulgras, Wiesenrispe, Spitzwegerich, Rotklee, Wiesenschwingel, Frauenmantel, Petersilie 5,6%, Erbsenflocken, Karottenwürfel, Ackerbohnenflocken, Pastinakenwürfel, Pfefferminzblätter, Leinsaat, Schwarzkümmel, Löwenzahnblätter 0,6%, Rote Beete Würfel, Brennnesselblätter, Apfelwürfel, Kamilleblüten, Fenchel.

Zusatzstoffe:
Vitamine: A 10.000 i.E., D³ 1.000 i.E., C 250 mg, Vit. E 40 mg.

Analytische Bestandteile:
Phosphor 0.3 %
Rohprotein 11.2 %
Rohasche 7.4 %
Kalzium 0.5 %
Rohfett 2.9 %
Rohfaser 21.4 %

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Noch eine Möglichkeit ist der getreidefreie Futtermix von DM "Dein Bestes"/naturverliebt/Menü für Meerschweinchen - getreidefrei:

Bestandteile:
Pflanzliche Nebenerzeugnisse, Gemüse (11,5 %), Früchte (9,0 %), Ringelblumenblütenblätter (0,5 %), Kornblumen (0,5 %), Mineralstoffe, Yucca-schidigera-Extrakt (310mg/kg)

Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe/kg:
Vitamin A 12.000 IE (E672)
Vitamin D3 900 IE (E671)
Vitamin C 300 mg
Jod 0,9 mg (E2)
Mangan 36 mg (E5)
Selen 0,2 mg (E8)
Zink 75 mg (E6)
Kupfer 12 mg (E4)
Cobalt 0,6 mg (E3)
Eisen 45 mg (E1)

Analytische Bestandteile: Rohfaser 20,0 %

Es wird bewusst verzichtet auf Getreidekörner, Getreidekleie und Getreidemehl. (Eigenwerbung)

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Hält man seine Tiere draußen, kann man sie im Winter zusätzlich mit energiereichen Sachen füttern (z.B. Kräuterpellets, Erbsenflocken, Sonnenblumenkerne, Johannisbrot). Generell gilt: niemals mehr als einen Esslöffel pro Tag/Tier und immer auf das Gewicht achten. Sollten die Tiere zu stark zunehmen, dann sollte man das Zufüttern reduzieren oder komplett weglassen.
Knollengemüse ist eine gute Alternative. Manche Futtergeber mit Außenhaltung schwören darauf.



Zuführung von Vitaminen in Tropfenform oder sonstiger Form sind ebenfalls sinnlos und können sogar das Gegenteil bewirken (Vergiftungsgefahr!).
Ausnahme: vom Tierarzt aus gesundheitlichen Gründen verordnet.



Bitte kein Brot füttern!
Mit Brot kann ein Meerschwein seine Zähne nicht abschleifen. Das löst sich mit dem Speichel viel zu schnell auf und ist dann weich, wenn es bei den Backenzähnen ankommt.
Davon abgesehen sind im Brot Konservierungsstoffe enthalten und die können zu schlimmen Verdauungsstörungen führen. Manchmal sind auch Schimmelpilze im Brot (nicht sichtbar!). Schmerzhafte und gefährliche Blähungen können die Folge der enthaltenen Hefe sein.

Besser, man gibt Zweige zum Zähne-abschleifen. ACHTUNG! Einige Sorten sind GIFTIG. Eine genaue Auflistung findet man hier: Zweige
Bitte auch darauf achten, dass die Zweige UNGESPRITZT sind (einige Gärtner behandeln ihre Bäume mit Insektiziden). Ebenso werden Tannenbäume, die für den Weihnachtsbaumverkauf gedacht sind, mit Gift besprüht, damit sich kein Ungeziefer darin halten kann. Solche Zweige sind zur Verfütterung NICHT GEEIGNET.



Bunte Leckerlis, Knabberstangen, Drops etc. sind ebenfalls überflüssig und sorgen nur für die Verfettung eines Meerschweins. Mehr kann man hier lesen:
- Meerschweinchen-Ratgeber / Knabberstangen, Drops & Vitaminzusätze.
- Priv. Doz. Dr. med. vet. Birgit Drescher / Der Unsinn mit den "Snacks"

Als Leckerli können ab und an mal getrocknete Bananenscheiben, Erbsenflocken und die überall so beliebten "Böller" ("VITA Special" von Vitakraft. Rohfaseranteil: Junior/11,7%, Regular/16%, Senior/14,8 %) oder besser noch "Vario BALANCE" gegeben werden. Aber immer daran denken: das sind Leckerlis für das Meeri und im Grunde ungesund - so wie Schokolade für kleine Kinder.



Vom Kauf von Mineral-/Salzlecksteinen kann ich nur abraten. Sie sind absolut überflüssig, wenn ein Meerschwein ausgewogen ernährt wird. Sie sind sogar eher schädlich und können im schlimmsten Fall zum Tode der Tiere führen (Nierenversagen).

Kalksteine sind ebenso schädlich. Wenn die Tiere daran nagen, kann es zu Organverkalkungen und Harnsteinbildung kommen. Besser ist es, den Tieren ihr Kalzium über Kräuter und Grünfutter zuzuführen.



Meine Futterliste

Da ich schon häufiger gefragt wurde, wie ich meine Schweinchen füttere, habe ich eine Liste zusammengestellt. Das bedeutet natürlich nicht, dass Meerschweine alle genauso gefüttert werden müssen. Sie beinhaltet lediglich das, was meine Meerschweinchen bekommen.







© Heike Appelhagen (16.04.2007)
Letztes Update: 05.01.2020




Quellen:



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