Meine Bockgruppe 2005 / 2006



Unser erstes Meerschwein war Murphy. Bei seinem Kauf am 29.10.2005 haben wir eigentlich nur das über Meerschweine gewusst, was man "in Büchern mal gelesen" hatte oder früher bei Bekannten gesehen. Dank der unkompetenten Beratung beim Kauf, machten wir so ziemlich alles falsch, was nur ging. Der Käfig war zu klein, die Einrichtung bestand aus Plastik und das Futter war schön bunt - so wie er es gewohnt war.

Zum Glück gibt es das Internet. Das hat ihm dann erstmal einen größeren Käfig beschert (hat der ZooLaden tatsächlich umgetauscht wegen falscher Beratung). Außerdem flog das Plastikhaus wieder raus und es gab ein Holzbrett mit angeschraubter Weidenbrücke als Unterstand. Außerdem bewirkten die Texte im Internet, dass wir uns mit dem Gedanken auseinandersetzten, ihm einen Partner zu geben. Wir hätten ihm schon gern ein Weibchen dazu gesetzt, aber Nachwuchs wollten wir auf keinen Fall und Murphy war nicht kastriert. Ich hatte bisher nur immer gelesen, wie gefährlich eine Narkose wäre und wollte ihn deswegen nicht kastrieren lassen. Dass das in dieser Form nicht stimmt, weiss ich mittlerweile. Mehr zu dem Thema HIER.

Damals hatte ich jedenfalls überlegt, dass ich ihm lieber einen männlichen Partner gebe, als ihn kastrieren zu lassen. Davon wurde mir von vielen Seiten abgeraten, weil Böcke (angeblich) "stinken, sich immer wieder bis aufs Blut beissen, sich ohnehin nicht verstehen etc." (Ich kann aus heutiger Sicht nur sagen, dass das SO absolut nicht stimmt.)
Nun wusste ich erst recht nicht mehr, was ich machen sollte. Dann las ich im Internet die Seiten von Novi: http://www.salatgurken.net und das gab den Ausschlag, dass ich es mit einer Bockhaltung probieren wollte. Dass es dann zwei Babyböcke wurden, die dazukamen lag an... naja... "Murphy"?
Später fand ich auch noch mehr Seiten, die sich mit Böckchenhaltung beschäftigen (z. B. diese: Nadias Gartenzwerge).

Murphy war 4,5 Monate alt, als am 21.11.2005 Leo und Gizmo (Brüder) dazu kamen. Die beiden waren knapp 8 Wochen alt und hatten bei der Hobby-Züchterin bei ihrem Onkel gesessen. Da Murphy von Anfang an sehr ruhig und zutraulich war, hatten wir eigentlich keine Bedenken. Wir haben den Käfig gründlich gereinigt, und nur die offene Unterschale neu eingestreut. Dann haben wir die beiden Krümel ins Heu gesetzt und Murphy dazugepackt. Es hat super geklappt. Vielleicht hatte Murphy auch ein wenig Respekt vor der Brüderfront, die ihm da entgegen trat. Vielleicht war er aber auch selber noch jung genug.

Auf jeden Fall war es absolut toll zu sehen, wie sich der kleine, ruhige Murphy mit einem Mal veränderte. Er war zwar immer noch recht ruhig, aber er tollte mit den anderen beiden herum und sie spielten zusammen. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie wichtig es ist, ein Tier niemals einzeln zu halten. Murphy hat sich ganz anders benommen, als in den drei Wochen, die er zuvor alleine war. Er blühte richtig auf!

Erst im Verlauf der nächsten Tage kam es zu Rangstreitigkeiten - wenn man es überhaupt so nennen kann. Murphy war der Boss und das hat er auch gezeigt. Einmal durch bespringen und dann dadurch, dass er den Kopf hob. Außerdem gab es zum Beispiel eine bestimmte Reihenfolge, wer wann fressen durfte (bei Futterstab und Fresskorb). Da mussten die Jungs warten, bis Murphy fertig war. Diese Fressordnung galt allerdings nur ein paar Wochen, dann haben sie meist zu dritt und gleichzeitig gefressen.

Als die Brüder ca. 6 Monate alt waren, gab es häufig gegenseitiges Bespringen und auch kleinere Kabbeleien. Irgendwann duldete Gizmo das Bespringen durch den Bruder Leo und es herrschte wieder Ruhe im Käfig. Murphy hat sich aus diesen kleinen Rangstreitigkeiten völlig herausgehalten. Er hatte nur eine Beobachterrolle.

Kleine Hängemattendrängelei zwischen Brüdern.



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Anfang Juli 2006 fing Leo an, Murphy zu traktieren. Er war nun 10 Monate und der Meinung, dass ihm die Rolle des Rudelführers besser steht. Meist ging es ziemlich ruhig ab. Murphy hob ruckartig den Kopf und Leo suchte das Weite. Er bekam auch schon mal einen Kopfstoß von Murphy, wenn er garnicht Ruhe geben wollte. Alles dauerte immer nur ein paar Sekunden und es war wieder Ruhe im Käfig. Leos Bruder Gizmo zeigte keinerlei Anzeichen einer Rappelphase. Er hat allerdings so etwas wie eine "Frauenrolle" in der Gruppe. Er tobt zwar mit den anderen Beiden herum, versucht aber weder, einen der anderen zu bespringen, noch sonstwie seinen Rang zu ändern. Er unterwirft sich sofort und/oder sucht sein Heil in der Flucht. Dabei ist er mir gegenüber jedoch am zutraulichsten. Beim Freilauf ist er meist in meiner Nähe und wenn ich mich auf den Boden setze, ist er der erste, der auf mir herumturnt. Die anderen folgen meist erst später.

Im August wurden die Attacken von Leo auf Murphy heftiger. Er stanzte Murphy sogar ein Loch ins Ohr. Beide hatten kleinere Kratzer, die aber nie richtig bluteten. Leo jagte auch Gizmo immer häufiger, obwohl dieser sich niemals gegen Leo aufrichtete und immer floh.

Am 11. August kam Kimba (3 Wochen jung, blind und untergewichtig) zu uns, der von mir gepäppelt wurde.

VG mit Kimba Eine genauere Beschreibung mit Bildern vom Ablauf der Vergesellschaftung gibt es hier -> KLICK

Kurzfristig änderte sich das Verhalten aller Böcke und man beschäftigte sich mehr mit dem Baby, als miteinander. Gizmo übernahm die "Mutterrolle" und Murphy wurde der "Erzieher". Leo hielt sich meist aus allem heraus, passte jedoch auf, dass Baby sich nicht verletzte, wenn es am Herumklettern war. Außerdem habe ich öfter beobachten können, dass Murphy das Babyschweinchen in die Ecktoilette gedrängt hat, die er selber ebenfalls benutzt. Man soll menschliches Verhalten natürlich nicht auf Meerschweine übertragen, aber es wirkte trotzdem so, als würde eine Mutter ihr Kind ans Töpfchen gewöhnen.

Diese relativ ruhige Phase dauerte ca. 10 Tage, dann gingen die Kämpfe zwischen Murphy und Leo wieder los. Gizmo war diesmal völlig außenvor. Er wurde nicht beachtet und kümmerte sich ausgiebig um das Babyschwein.

Da sich Leos aggressives Verhalten im Laufe der nächsten Tage noch verschlimmerte, wir ihn aber auch nicht weggeben wollten (es gab noch immer keinerlei Verletzungen), habe ich im Internet nach Alternativen gesucht. Immer wieder bin ich bei Haltern von Böckchengruppen auf das Wort Kastration gestoßen. Nach einer solchen kam es häufig vor, dass der Bock um etliches friedlicher war als vorher. Da unsere Jungs sich sonst sehr gut verstanden haben und auch jetzt immer wieder zwischendurch kuschelten, haben wir beschlossen, diese Möglichkeit wahrzunehmen.

Nach einem Gespräch mit dem Tierarzt unseres Vertrauens wurde Leo - mit 12 Monaten - am 5. September kastriert. Einen Bericht darüber findet man HIER.

Schon 14 Tage nach der Operation änderte sich Leos Verhalten. Er wurde viel ruhiger und vertrug sich auch besser mit den anderen. Ebenfalls gab es kaum noch Rangstreitigkeiten mit Murphy.

3 Wochen nach der OP lagen Leo und Murphy beim Schlafen sogar nebeneinander und manchmal kuschelten sie miteinander. Das wäre vor ein paar Wochen noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Ich kann jedem Böckchenhalter nur raten, es mit einer Kastration zu versuchen, bevor die Tiere getrennt werden oder man sich gänzlich von einem Tier trennt. Bei Leo war es auf jeden Fall ein voller Erfolg. Endlich herrscht Ruhe im Stall - von den üblichen Brommseleien und dem Besteigen abgesehen - aber auch das ist weniger geworden.

Auch hier möchte ich noch einmal betonen, dass sich das Verhalten ändern kann, aber nicht muss.




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