"Grauer Star beim Meerschweinchen"
Ein Bericht von Mette Lybek Ruelokke, veröffentlicht in CAVIES 5/97, übersetzt von Sabine Wirtz Eder



Beim Grauen Star handelt es sich um eine Augenerkrankung bei der die Linse des Auges z.B. aufgrund der Absetzung von Kalzium- und Proteinverbindungen trüb wird. Diese Trübheit führt zu einer Verminderung der Sehkraft, welche in totaler Blindheit enden kann.

Beim Grauen Star kann es sich um eine erworbene Krankheit handeln. Einige Krankheitsbilder können sich so zeigen, z.B. Allergien und Diabetes, worin insbesondere bei alten Tieren die Ursache für Grauen Star liegen mag. In solchen Fällen sind meistens beide Augen betroffen. Eine Augenverletzung kann ebenfalls zur Linsentrübung führen, aber das betrifft dann meistens nur ein Auge. Im Falle einer Verletzung des Auges durch Heu oder Stroh kann die Linse zerstört werden und Undurchsichtigkeit kann die Folge sein. Linsenverschiebung ist auch eine Möglichkeit; infolge eines Schlages auf den Kopf kann sich die Linse verlagern, und dies geschieht gelegentlich, wenn die Tiere bspw. in Panik in der Transportkiste umherrennen. Dies ist dann oft ein Grund für eine sich schnell entwickelnde Undurchsichtigkeit.

Wesentlich häufiger als die selten und oft zufällig auftretenden Fälle von Grauen Star (obwohl ein einziger die Showkarriere eines Tieres ruinieren kann) sind genetisch bedingte Fälle der Krankheit. Es ist bei Rosettenmeerschweinchen ein häufig auftretendes Problem, ausserdem in einigen Linien von Peruaner und Schildpatt/weissen. Bei der menschlichen Genetik wird der Graue Star durch dominante, rezessive oder geschlechtsgebundene Gene weitergegeben. Beim Meerschweinchen scheint es etwas schwieriger zu sein, und es ist auch nicht klar, wie die Veranlagung von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Grauer Star kann angeboren und von Geburt an sichtbar sein, aber er kann in jedem Alter auftreten. Es können ein oder zwei Augen betroffen sein, allerdings nicht notwendigerweise im selben Ausmass. Bei vielen Tieren entwickelt sich der Graue Star nicht bevor man mit ihnen gezüchtet hat, was unglücklich ist, weil sie dann schon die Veranlagung an ihren Nachwuchs weitervererbt haben. Um dies zu verhindern, wird Wert darauf gelegt, diejenigen Tiere zu identifizieren, die wahrscheinlich einen Grauen Star entwickeln und zwar durch Untersuchung der Linsen in verschiedenem Alter. Jackie Raynor war sehr aktiv, das Problem des Grauen Stars in ihrer Rosettenzucht zu lösen, aber die Methode ist leider nicht sehr erfolgversprechend. Die Voraussagewahrscheinlichkeit, ob Grauer Star auftritt, ist nicht sehr zuverlässig, und die Häufigkeit hat während der letzten 15 Jahre nicht abgenommen.

Obwohl der Graue Star zu vollkommener Blindheit führen kann, scheint er die Lebensqualität der Tiere nicht wesentlich zu beeinträchtigen. Ein Ausstellungstier mit Grauem Star kann immer noch als Haustier gehalten werden und ein glückliches und fast normales Leben führen. Sehfähigkeit ist nicht einer der wichtigsten und am weitesten entwickelten Sinne beim Meerschweinchen, aber betroffene Tiere könnten leichter zu verwirren oder erschrecken sein. So ist es wichtig, sich einem schlechter sehenden Tier langsam zu nähern, um ihm zu ermöglichen, andere Sinne für die Orientierung einzusetzen.

Auch wenn der Graue Star kein grosses Problem für das einzelne Tier darstellt, ist es wohl ein Problem für den Züchter, weil der Graue Star auf dem Richtertisch einen ernsthaften Fehler darstellt und noch mehr beim Züchten.
Bevor man zuverlässige Methoden entwickelt um die Tiere zu bestimmen, die die Krankheit entwickeln, ist es sehr wichtig Buch zu führen und diejenigen Tiere aus der Zucht auszuschliessen, deren Vorfahren oder Nachkommen am Grauen Star erkrankt sind. Jeder Vorfahre in direkter Linie vererbt die Veranlagung und jeder Nachkomme in direkter Linie kann entweder einen Grauen Star entwickeln oder die Veranlagung weitergeben. Ausserdem ist es wahrscheinlich, dass die Geschwister gleichfalls betroffen sind.

Es ist also kein leichter Weg das Problem des Grauen Stars zu lösen. Züchter müssen ihre Zuchttiere mit grosser Sorgfalt auswählen und nur solche nehmen, bei denen keine Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung besteht.



© Mette Lybek Ruelokke (Mai 1997)



Ich möchte noch einmal drauf hinweisen, dass dieser Text keine Anleitung zu einer Therapie sein soll. Bitte besprecht alles, was Ihr unternehmt mit Euren Tierärzten!!!







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